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Etappe 1 - Tag 1 | 06.08.2020
Den Staffelstab im Gepäck starten wir mit voller Energie
Wenn Menschen zusammen eine Radtour machen, dann verbindet sie in der Regel ein gemeinsames Hobby, Freundschaft oder die Familienbande. In unserem Fall ist das anders. Ausgestattet mit verschiedenen Fahrradtypen und unter völlig ungleichen konditionellen Voraussetzungen begeben wir uns auf diese Tour mit dem Ziel, den Radverkehr in Deutschland zu erfahren und zu verbessern. Die Strecke, die wir heute bewältigen, führt uns zunächst von Kirchheim unter Teck über Wendlingen flussabwärts den Neckar entlang bis nach Stuttgart. Warum wir uns in den Stuttgarter Raum begeben, wo doch die Tour eigentlich in Karlsruhe startet? Weil wir dort neben anderen Akteuren des Radverkehrs Verkehrsminister Winfried Hermann und Ministerialdirektor Ulrich Steinbach im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg treffen wollen. Aber zunächst zurück zum Anfang nach Kirchheim unter Teck.
Bildquelle: Marius Probst
Am Morgen knüpfen wir bei einem kurzen After-Breakfast-Talk mit Günter Riemer an die gestrigen Gespräche an. Als Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg e. V. (AGFK-BW) und passionierter Radfahrer kennt er sich bestens mit den Bedürfnissen und den Anforderungen des Radverkehrs aus. Beachtliche 77 Städte, Gemeinden und Landkreise sind bereits Mitglied in dem verkehrspolitischen Netzwerk. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, mehr Menschen sicher aufs Rad zu bringen und ihnen die Freude am Radeln zu vermitteln. Ganz in unserem Sinne!! Und folgerichtig, dass der Verein zu unseren Kooperationspartnern der Stiftungsprofessur Radverkehr gehört. Zu uns gesellt sich MdL Andreas Schwarz, Vorsitzender der Landtagsfraktion der Grünen. Im Gepäck haben wir ein 'Pflichtenheft' für die neue Radprofessur, in das alle Praktiker, die wir entlang der Etappe treffen, ihre Wünsche und Ideen zur Erforschung und Förderung des Radverkehrs eintragen können. Schnell noch ein paar Fotos für die lokale Presse schießen, dann geht es los.
Unterstützt von leichtem Rückenwind und einem moderaten Gefälle fahren wir wie fast von alleine über Wendlingen am Neckar entlang in die Stuttgarter City. Das ist Radfahren im Wohlfühlmodus! Nach ca. 34 km erreichen wir die Landeshauptstadt und machen Zwischenstation bei Paul Lange & Co. OHG. Er ist einer unserer Kooperationspartner der Stiftungsprofessur Radverkehr und bringt seine Erfahrungen und Expertise aus der Zweiradindustrie ein. Wir bekommen ein leckeres Mittagessen und auch unsere Pedelecs werden mit neuer Energie versorgt. Wie jede gute Tour kommt auch diese nicht ohne Entbehrungen aus und so müssen wir aus Zeitgründen leider auf den vorbereiteten Kaffee verzichten. Beim anschließenden Abstecher im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst werden wir überaus freundlich von MD Ulrich Steinbach empfangen. Auch wenn unsere Wegbegleiter heute allesamt Radenthusiasten sind, so geht es bei der Stiftungsprofessur darum, das Radfahren für die breite Bevölkerung attraktiv zu machen. Und derzeit stehen die Zeichen gut, dass das gelingen kann. Gerade in Zeiten von Corona erlebt das Radfahren und die Fahrradindustrie einen regelrechten Boom. Ein Zug, auf den wir aufsetzen wollen. Allerdings gibt es hier auch noch viel zu tun!
Mit dem Ortswechsel in die Dorotheenstraße, wo sich das Verkehrsministerium befindet, nähern wir uns dem heutigen Höhepunkt der Tour in mehrerlei Hinsicht. Nicht nur, dass die Sonne nun ihren höchsten Stand erreicht hat und ordentlich Hitze ausstrahlt. Wir werden zusammen mit Verkehrsminister Winfried Hermann die einzige Bergetappe des Tages, ja der ganzen dreitägigen Etappe, bestreiten. Immerhin 300 Höhenmeter nach Stuttgart-Vaihingen hoch. Doch zuvor führt uns Hermann durch die Stuttgarter Innenstadt und zeigt uns Schwachstellen und Best-Practice-Projekte für den Radverkehr. Die 300 Höhenmeter schaffen wir gut, sowohl mit als auch ohne Motor. Oben angekommen, treffen wir auf Siegfried Zenger, Leiter des Landratsamts Böblingen, und Martin Wuttke, 1. Landesbeamter von Böblingen. Bei einem kurze Stop erfahren wir historische und verkehrspolitische Hintergründe der ersten baden-württembergsischen Radschnellverbindung zwischen Stuttgart und Böblingen. Sie wurde im vergangenen Jahr eingeweiht und ist seither regelrechter Anziehungspunkt für Radfahrer. Sorgenfrei und ohne Platznot kann man es hier über eine Länge von ca. 8 km Länge richtig laufen lassen. Ein weiterer Radfahrhochgenuss für den heutigen Tag!
Unsere letzte Station an diesem Tag ist Pforzheim, wo wir das Team des SWR für eine Live-Schalte treffen. Zuvor führt uns Stefan Auer, Amtsleiter des Grünflächen- und Tiefbauamts, zu den Problemstellen für Radfahrer in der Stadt. Vor allem die Querungen von stark befahrenen Autostraßen stellen nicht nur in Pforzheim ein großes Problem für Radfahrer da. Aber um solche Probleme zu lösen, muss der Wille in der Politik vorhanden sein, genauso wie eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung.
Mal schauen, was der nächste Tag so bringt.
Berichterstattung zum Projekt:
Bericht bei SWR Aktuell vom 06.08.20 Sendung von 18 Uhr (ca. Minute 6:45 bis 8.25)
Bericht bei SWR Aktuell vom 06.08.20, inklusive Live-Schaltung, in der Sendung von 19.30 Uhr
mobilebiene
Ich finde es übrigens sehr gut, dass Sie mit Radlern mit unterschiedlicher Kondition und unterschiedlichen Fahrrädern mit und ohne Elektro gestartet sind und so eine sehr ordentliche Etappe gemeinsam gefahren sind! Wie im wahren Leben, sehr praxisnah! Hier wird das Signal gesendet, dass der gesamte vielfältige Fahrradkosmos mit so unterschiedlichem Nutzerverhalten beleuchtet werden wird.
mobilebiene
Ein inspirierender Auftakt für die Fahrradprofessuren! Ich habe mit Freude Anfang des Jahres von den Stiftungsprofessuren in der Presse gehört und war begeistert, dass es so etwas für den Radverkehr geben wird. Radverkehr ist wichtig und es ist toll, dass das Verkehrsministerium mit Winfried Hermann eine Stiftungsprofessur zur Hochschule Karlsruhe geholt hat! Viel Erfolg beim Radeln und Erfahrungsaustausch!